top of page

Türkei #2: Ein- und Rückblicke / 4.6. - 22.6.21

Ein Land, das an die EU und an den Irak grenzt? Ein Land, das mit konservativ religösen Ansichten in Presse und Politik auffällt, in dem die Zahl der Atheist_innen aber stetig steigt? Ein Land, in dem Frauen von Niqab bis Hotpants alles tragen können? Ein Land, in dem sowohl Schafhirte wie auch Bauingenieurin ein plausibler Beruf ist?


Ja, das ist die Türkei. Sie ist voller Gegensätze und mixt Ost und West wild durcheinander. Mal fühlt es sich an wie (Mittel-) Europa, mal könnte es fremder nicht sein.


Wir sind Menschen begegnet, die uns in allen möglichen Situationen völlig vorbehaltlos weiterhalfen. Menschen, die uns trotz unserer fehlenden türkisch Kenntnissen und unserer zweifellos manchmal hilflosen Art immer mit Respekt und auf Augenhöhe begegneten. Menschen nahmen sich Zeit uns den Weg zu einem Hotel zu zeigen, in dem sie uns gleich dorthin eskortierten, sie zapften ihre Kontakte an und telefonieren mit der halben Stadt, wenn wir in ihrem Geschäft das gesuchte Produkt nicht fanden, sie schenkten uns Trinkwasser, wenn wir nur nach Brauchwasser fragten und luden uns zum Dessert ein, wenn wir in ihrem Restaurant assen. Wir durften auf ihren Feldern, Plantagen, auf ihren Vorplätzen und in ihren Häusern schlafen.

Ist es die Religiosität, die den Menschen diese Gastfreundschaft auferlegt? Nicht unbedingt. Wir hatten den Eindruck, dass viele Menschen in der Türkei nicht (streng) gläubig sind. Oftmals scheint der Islam mehr als Kultur wahrgenommen und gelebt zu werden, weniger als Religion.


Die Gegensätze spiegeln sich auch in der Landschaft wieder: fruchtbares, üppig grünes Land im Norden, Sandstrände im Süden, steppenartige Hochebenen in der Mitte, wüstenänhliche Szenerie im Südosten.

Ein besonderes Highlight ist Kappadokien, eine durch Erosion und Vulkantätigkeit erschaffene, surreal wirkende Landschaft. Hier finden sich eine Vielzahl an in das weiche Tuffgestein geschlagenen Kirchen und Wohnungen. Bereits 7500 v. Chr. war dieses Gebiet besiedelt. Später entwickelte sich Kappadokien zu einem wichtigen frühchristlichen Zentrum. Die Gegend blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, so dass die Höhlenwohnung- und kirchen den Menschen immer wieder Schutz vor Krieg und Verfolgung boten.

Wir tauchten ganz in diese märchenhafte Welt ein und verbrachten 3 Nächte in einer Höhle. Wenn früh morgens die Heissluftballone in die Höhe steigen, bewegt sich auch der Kitschlevel des Anblicks auf nicht minder hohem Niveau.


Nach Kappadokien zog es uns trotz aller türkischen Schönheit weiter. Der Osten rief: Georgien und Aserbaidschan hatten ihre Landgrenzen wieder geöffnet. Juhui! Wir stiegen nach 4 Monaten reisen zum ersten Mal in einen Bus. In nur einer Nacht legten wir so 600 km zurück und befanden uns plötzlich wieder am Schwarzen Meer. Die letzten 200 km bis zur georgischen Grenze radelten wir aber wieder. So hatten wir Zeit, uns von der lieb gewonnenen Türkei zu verabschieden. Die Türkei hat uns überrascht. Dass es uns hier so gut gefällt, hätten wir vorher nicht gedacht.


98 Ansichten

2 comentários


fassold-1
fassold-1
25 de jun. de 2021

Sehr schöner, interessanter Bericht von Livia und Maio 🙂 ❤️

Curtir
Li Via
Li Via
28 de jun. de 2021
Respondendo a

Dankeschön. ☺️

Curtir
bottom of page