Mit dem Grenzübertritt nach Bulgarien befinden wir uns wieder in der EU. Irgendwie hätten wir erwartet, dass das merkbar ist. Ist es aber nicht. Mal abgesehen vom Wiedervorhandensein gewisser Supermarktketten und Produkten im Laden. Sonst gar nichts. Die Qualität der Strassen, die Einfachheit vieler Häuser, triste sozialistische Bauten, verlassene Gebäude und das bescheidene Leben, das viele führen, hat nicht viel mit “EU-Standart” zu tun.
Es überrascht nicht, dass Bulgarien das ärmste Land der EU ist. Viele Menschen wandern aus. Seit 1990 die kommunistische Herrschaft zu Ende ging, ist die Bevölkerungszahl um mehr als ein Viertel auf knapp 7 Millionen Menschen geschrumpft. Davon leben 1,2 Millionen alleine in Sofia. Entsprechend ruhig ist es in den anderen Landesteilen. (Landesfläche: 110ˋ000 km, Bevölkerungsdichte: 64 Ew/km2, zum Vergleich: Liechtenstein hat eine Bevölkerungsdichte von 237 Ew/km2). Was uns friedliche, naturbelassene Fahrtage und schöne Wildcampingplätze beschert, beschert dem Land vor allem massiven Fachkräftemangel.
Doch seit zwei, drei Jahren scheint es eine kleine Trendwende zu geben. Einige Bulgar_innen kehren nach dem Studium im Ausland nach Hause zurück. Darauf reagieren auch die Städte und Gemeinden. Sie putzen sich zaghaft heraus, um zu zeigen, dass es sich auch hier gut leben lässt. Es entstehen Parkanlagen und Outdoorsportstätten. Es gibt Cafés, Restaurants und jede Menge Glücksspielhallen und Casinos. Da fühlen wir uns ja fast schon wie zu Hause. ;) Je weiter wir in das Land vordringen, desto belebter ist es. Spätestens in Plovdiv, der zweitgrössten Stadt des Landes, zeigt Bulgarien sich von der lebendigen Seite. Die Fussgängerzonen sind voll, es gibt trendige Lokale und Stadtviertel. Die sonst nur spärliche bis inexistente touristische Infrastruktur ist hier geradezu üppig vorhanden. Plovdiv durfte sich 2019 europäische Kulturhauptstadt nenne. Eine grosse Ehre für ganz Bulgarien.
Was wir von Bulgarien mitnehmen, ist die Erinnerung an sonnige Fahrtage und die unerwartete Herzlichkeit und Fröhlichkeit mit der uns die Menschen begegnet sind. Ausserdem kleine Eigenheiten wie, dass die Geste “komm her” auch umgekehrt funktioniert (Handfläche nach unten) und dass es keinen Ort gibt, an dem ein Kaffeeautomat fehl am Platz ist. :)
Hallo Ihr Zwei!
wieder ein gluschtiger Bericht für die Ferien die wir noch nicht haben!
Viel Spass und Gesundheit weiterhin
Liebe Grüsse
Annemarie und Erich