ankommen
langsam zurückkommen
antasten, vortasten, fühlen
von ungewohnt Gewohntem umgeben
daheim
Pfefferminze, Alpenkräuter, Lindenblüten, Fenchelfrüchte, Wilde Beeren, Ingwer-Melisse, Brennessel-Minze-Thymian, Orangenblüte-Salbei-Jasmin-Eisenkraut-Vanille... Entscheidungsunfähig stehe ich vor dem Teeregal. Leicht hysterisch lache ich auf. Ferngesteuert greife ich zu. Hagebutte. Bio. Gute Wahl.
Einkaufen in der Schweiz: ein Kulturschock. Dabei ist die Frage, die sich dabei stellt in der Schweiz wie im Sudan die selbe: Was nehme ich bloss? Nur ist es im einen Land der schiere Überfluss, im anderen das fehlen von fast allem, der diese Überlegung nötig macht.
Vor kurzem sind wir in Genf gelandet. 9 Monate Radreise liegen hinter uns. 263 Tage waren wir unterwegs. Ein paar Tage haben wir noch vor uns. Wir müssen noch die ganze Schweiz durchqueren bis wir tatsächlich daheim sind. Daham im Liachtastaa.
Unfassbar wie sauber und aufgeräumt die Schweiz ist. Unfassbar ist für uns auch die Sache mit dem Wasser. Seit mehreren Monaten sind wir es gewohnt Trink- und Brauchwasser zu unterscheiden. Völlig absurd kommt es uns vor, zum Zähne putzen, kochen, abwaschen und duschen bestes, reinstes Trinkwasser zu verwenden. Was für eine Verschwendung! Was für ein Luxus!
Gemütlich tingeln wir durch die Schweiz. Mal mit dem Fahrrad, mal mit dem Zug. Die Sonne scheint. Die Bäume strahlen prächtig bunt in ihrem Herbstkleid. So verkraften wir die über 30 Grad Temperaturunterschied fast unbeschadet. Bis auf eine Erkältung, die Mario erwischt. In Lausanne und Luzern machen wir etwas länger Halt und haken das Touriprogramm ab.
Unser letzte Nacht “on the road" verbringen wir bei einer Grillstelle ganz im Norden Liechtensteins. Es ist ein nebliger kühler Tag. Wir wärmen uns am Feuer und kochen Tee über der Flamme. Drei Spaziergängerinnen kommen vorbei. Als sie die vollbepackten Räder sehen, kommen wir kurz ins Gespräch. Sie lassen sich am benachbarten Bänkli nieder und packen ihre Snacks aus. Eine von ihnen steht wieder auf, kommt zu uns rüber und schenkt uns zwei Getreideriegel.
Wow, was für ein rührender Abschluss einer Reise voller Geschenke.
Wir haben so viele Menschen getroffen, die es gut mit uns meinten.
Da ist die Bauernfamilie in Splügen, in deren Heustock wir unser Zelt aufstellen durften. So hatten wir es ein paar Grad wärmer in der Nacht. Die alte Kroatin, die uns Schnaps zum aufwärmen gab, als wir nass bis auf die Knochen vor ihrer Haustüre standen. Der bosnische Bauer, der uns wortlos Orangen in die Hand drückte. Der Mann in Albanien, der uns mit Snickers versorgte, als wir schnaufend einen Berg hinauf krochen. Die Frau in der Türkei, die uns Eier schenkte und es kaum glauben konnte, dass uns fünf wirklich reichen. Da war der zahnlose Alte, der uns zu saurem georgischen Wein einlud. Die Armenierin die uns wunderbar süsse Aprikosen schenkte, als wir nach mehreren Stunden furchtbarer Offroadpiste endlich ein Dorf erreichten. Dann der Jordanier, der uns in seinem Camp zu Abendessen und Frühstück einlud. Und der Falafelverkäufer in Kairo, der uns nur eine Portion verrechnete, obwohl wir zwei hatten. Der Bauer im Sudan, der uns bei sich schlafen liess und uns eine Flasche frische Milch mit auf den Weg gab. Und zum Schluss die Liechtensteinerin, die uns Getreideriegel schenkte.
Solche Erlebnisse lassen uns hoffe. Sie lassen uns an das Gute im Menschen und der Welt glauben. Selbst in Zeiten wie diesen.
Nach 4 wundervollen Monaten daheim zieht es uns nun wieder in die Welt hinaus. So vieles gibt es noch zu entdecken!
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