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Italien: Sonnenverwöhnt bis ans Mittelmeer : Mendrisio - Portoroz, 24.2.-7.3.21

Italien. Bereits zum 3. Mal radeln wir durch dieses schöne Land. Da wir unsere Radreisen stets zu Hause starten und auch gerne über Land heimkehren, führen unsere Wege oft durch Italien. Es erwarten uns liebliche Weinanbaugebiete, Hügellandschaften, holprige Überlandstrassen, hupender Stadtverkehr, historische Bauten, Festungen und Burgen, verschlafene Dörfer mit unverhältnismässig hohen Kirchtürmen, viel Sonne und - ganz wichtige - freundliche, offene Menschen. Daran hat sich zum Glück auch trotz Corona nichts geändert. Wir spüren weder Skepsis noch Argwohn uns gegenüber. Wir werden gegrüsst und auf unsere Herkunft und Reisepläne angesprochen. Falls wild zelten mal nicht geht, ist auch die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft gross, wenn wir um eine Platz zum schlafen fragen. So dürfen wir unser Zelt bei einem Gemüsebauer, bei einer Hühnerfarm und zwischen den Reben eines Winzers aufstellen.



Die Gassen und Strassen sind belebt mit Gelati leckenden Menschen und relativ dichtem Verkehr. Wenn nicht Masken die Gesichter der Menschen verdecken würden, könnte man Covid-19 fast vergessen. Doch bald ändert sich das Bild: geschlossene Cafés, verlassene Restaurants und Bars, ausladende Strassen und Kreisel ohne jeglichen Verkehr führen zu weitläufigen leeren Parkplätze kaum besuchten Einkaufszentren. Doch Coronanebenwirkungen? Nein. Nebensaison. Wir sind an den Touristenhotspots der Adria angelangt, die sich noch im Winterschlaf befinden.


Bald erreichen wir Triest, unsere letzte Station vor dem Grenzübertritt nach Slowenien und Kroatien. In Zeiten von Corona bedeutet das, wir müssen uns hier um einen Covid-Test bemühen. Vorgängige Internetrecherchen liessen uns hoffen, das wir das unkompliziert in einer Apotheke erledigen können. Farmacias gibt es ja in Italien an jeder Ecke, da sollte es doch kein Problem sein, eine zu finden die Covid-Tests macht. Oder? Schnitzeljagdartig werden wir von einer Apotheke zur nächsten verwiesen und lernen so gefühlt die halbe Stadt kennen. Nach der fünften beschliessen wir einen Strategiewechsel. Wir steuern eine von mehreren SALUS-Niederlassungen an, ein privates labormedizinisches Unternehmen. In einem unscheinbaren, barocken Stadthaus, nehme ich den Lift in den 2. Stock. Meio wartet derweil mit den Fahrrädern im Innenhof. Als ich die Türe zu SALUS öffne, stehe ich mitten drin in einem weissen Warteraum voller Menschen. Ein in Schutzkleidung verhüllter Mitarbeiter steht mit einer Desinfektionsmittelflasche bewaffnet neben der Tür und weist die Ankommenden je nach Anliegen einem Sitz zu. Alle ausser mir haben diverse Dokumente und Zettel dabei. Zwischendurch kommt ein anderer Mitarbeiter und ruft etwas in die Runde, worauf manche der Wartenden ihre Zettel hoch halten, Einzelne verschwinden daraufhin in einen anderen Raum. Ich warte und beobachte das Geschehen fasziniert. Nach einer beachtlichen Weile nickt mir der in Schutzkleidungverhüllte zu. Ich darf zu einem Schalter vorgehen. Die Frau am Schalter spricht zu meiner Erleichterung Englisch. Ich erkundige mich nach Terminen und Konditionen für eine PCR-Test. Unsere Ausgangslage ist etwas knifflig, da wir zwei Termine brauchen, die zeitlich möglichst nah beieinander liegen. Für die Einreise nach Slowenien und Kroatien darf der Test nicht älter als 48 Stunden sein. Und da wir gedenken gemeinsam einzureisen, nützen uns Termine die mehrere Tage auseinander liegen nichts. Das hat zur Folge, dass wir erst in 5 Tagen passende Termine erhalten würden, dies zudem in einem Labor weit ausserhalb der Stadt. Das klingt irgendwie nicht gut. Ich nehme die Termine deshalb erstmal nicht an.

Unsere letzte Anlaufstelle: ein Krankenhaus. Wir fahren also zum Ospedale Maggiore. Wir werden eingelassen, nach dem wir mit neuen Masken ausgestattet wurden. An einem elektronischen Schaltergerät können wir aus drei Anliegen auswählen und eine Nummer ziehen. Trotz Übersetzungsapp ist uns nicht ganz klar, wofür wir uns entschieden haben. Beim Warten schiessen mir diverse furchtbare Nachrichtenbilder aus italienischen Spitälern durch den Kopf. Merkwürdig nun selbst in einem zu sein - zum Glück freiwillig und gesund. Zügig sind wir an der Reihe, sodass ich nicht weiter darüber nachdenken kann/muss. Leider bleibt auch dieser Versuche erfolglos. Es werden nur Antigentests gemacht im Spital. Dafür wird Blut entnommen und untersucht, ob bereist Kontakt mit Covid-19 bestanden hat. Sie zeigen aber nicht an, ob man im Moment infektiös ist. Für den Grenzübertritt brauchen wir aber einen PCR-Test, der zeigt ob wir aktuell Tragende des Virus sind.


Es war ein langer Tag. Wir beschliessen erst mal zu schlafen und morgen weiter zu sehen. Wir radeln daher ein letztes Mal durch die Stadt zu einem Hostel, das wir vorab rausgesucht haben. Die Rezeption ist nicht besetzt. Die Telefonnummer die angegeben ist, scheint laut einem weiteren Wartenden nicht zu funktionieren. Wir fragen also in einem Café um die Ecke nach Internet, um selbst einen Anrufversuch zu starten oder allenfalls eine andere Unterkunft zu suchen. Ein Mann bekommt mit, um welches Hostel es geht. Er kennt die Besitzerin. Er tätigt mehrere Anrufe, bis er mit sein Telefon reicht und ich mit einer Mitarbeiterin sprechen kann. Es ist ein Zimmer frei. In 20 Minuten können wir einchecken. Wow, danke für diese Freundlichkeit. Das tut echt gut, nach so einem intensiven Tag. Als wir dann im Hostel sind, stellen wir erfreut fest, dass es einen Gemeinschaftsraum mit Kühlschrank und Mikrowelle gibt. Das eröffnet uns gleich eine breitere kulinarische Versorgung.


Am nächsten Morgen sind wir guter Dinge. Wir probieren unser Glück bei einer anderen SALUS-Niederlassung, nur gerade 1.5 km von unserem Hostel entfernt. Irgendwie haben wir ein gutes Gefühl. Wir kommen am 8:00 an. Vor dem Gebäude hat sich bereits eine Schlange gebildet. Bald kommt ein Mitarbeiter heraus, der die Leute nach deren Anliegen befragt. Ich darf daraufhin hinein, Meio muss draussen warten. Am Schalter treffe ich auf eine aufgestellte Italienerin wie sie im Buche steht. Sie spricht wahnsinnig schnelles Englisch mit hartem Akzent. Nach einem Blick in den PC meint sie: kein Problem, wir können beide noch heute zum Test. Juhui. Dann beginnt die Registration. Bis meine Daten eingegeben sind. Scheint der zweite freie Termin weg zu sein. Sie sucht fieberhaft nach einem weiteren Termin und startet das Programm mehrmals neu. Dazwischen sagt sie aber immer wieder, es sei kein Problem, wir können sicher beide heute noch zum Test. Ich bin etwas verwirrt. Doch nach 20 Minuten ist alles geregelt. Wir sind registriert, haben zwei Termine, beide noch heute Vormittag. Bevor ich gehe, sagt sie, wir sollen am besten gleich jetzt zum Testzelt gehen, obwohl die Termine erst in gut zwei Stunden sind. Na gut, machen wir. Im Testzelt ist absolut nichts los, wir sind die einzigen hier. Ein mit desinfektionsmittelbewaffneter in Schutzkleidungverhüllter begrüsst uns. Den kenne ich doch. Natürlich, wir können jetzt gleich zum Test, meint mein alter Bekannter. Ok. Wir sind etwas irritiert. Weshalb dann die verzweifelte Suche nach freien Terminen? Aber klar, los gehts. Es folgt eine weitere Registrierung unserer Daten, dann bezahlen wir stolze 82 Euro pro Test und können einzeln weiter zum Doktor. Er hat freundlich lachende Augen - mehr sehen ich nicht von ihm. Er erklärt kurz was passiert und schon nimmt er einen Rachenabstrich und steckt ein Stäbchen in beide Nasenlöcher. Das wars. Gar nicht schlimm. Nach gut einer Stunde ist alles geregelt. Es könnte doch eigentlich ganz einfach sein. Das Ergebnis können wir in 24-36 h online abrufen. Aus gwunder logge ich mich bereits am Nachmittag ein: das Ergebnis ist tatsächlich schon da. Wir sind beide negativ. Toll, das heisst es geht gleich morgen weiter nach Slowenien und Kroatien.


Die Grenze zu Slowenien überqueren wir ganz unspektakulär auf dem Parenzana Radweg (alte Eisenbahnstrecke von Italien nach Istrien). Unser kurzes Zwischenspiel in Slowenien ist ein Traum für alle Radler/innen. Gut ausgebaute Radwege in bestem Zustand führen der Küste entlang. Das Meer ist klar wie ein Schweizer Bergsee. Slowenien hat seinen 20 km langen Küstenstreifen ziemlich herausgeputzt: Strandpromenade, Pärke, Spielplätze, öffentliche WCs sind neu und blitzsauber. Wir haben noch ein paar Euros übrig, die müssen weg. Da Sonntag ist, haben die Geschäfte geschlossen. So “müssen” wir unsere letzen 10 Euros halt bei McDonalds verprassen - obwohl erst 10:00 Uhr ist. :)




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