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Senegal

Dakar, 9.8.-13.8.15

24. August 2015

Es regnet. Heftig. Die Strassen Dakars füllen sich mit Wasser und verwandeln sich in Bäche. Stellenweise steht das Wasser hüfthoch in den Strassen. Für uns spektakulär anzusehen, für die Einwohner Dakars Normalität in der Regenzeit. Nach einem Tag ist der Spuk vorbei und wir machen eine kleine Besichtigungstour.

Die letzte Nacht vor dem Abflug verbringen wir im Hotel Sunungal, wo wir ja vor zwei Wochen unsere Velos zurückgelassen hatten. Sie sind noch da und es geht ihnen gut 🙂 Nun gehts ans umpacken für den Flug. Wir hatten uns auf dem Markt in Kaolak zwei riesige Taschen besorgt, wo ein Grossteil unserer Velotaschen nun bequem Platz darin finden. Die Velos müssen ausserdem flugtauglich gemacht werden: Lenker quer Stellen, Luft aus den Reifen lassen, Hörner, Spiegel, Kette, Wechsler abmontieren und zum Schluss stellenweise mit Karton einkleiden.

Unser Flug geht bereits um kurz vor sieben Uhr morgens – d.h. wir brechen um 3:30 zum Flughafen auf. Das Hotel Sunungal hat uns extra einen Fahrer mit einem grossen Auto organisiert, der Velos, Gepäck und uns zum Flughafen chauffiert. Die Veloaufgabe am Check-in-Schalter läuft erfreulich problemlos. Wir müssen die Velos lediglich noch einfolieren lassen – trotz dem ganzen Karton. Warum genau das zusätzlich nötig ist, kann uns aber keiner erklären. Auf die Frage „Warum?“ erhalten wir hier in Afrika sowieso höchst selten eine ergiebige Antwort – die Dinge sind einfach so wie sie sind, egal wieso 🙂
Wir verlassen den Senegal nur ungern, das Land ist uns doch irgendwie ans Herz gewachsen, obwohl nicht alles so lief wie geplant. Die frischen, saftigen Mangos werden Livia fehlen, Meio hingegen ist froh, wenn er nicht mehr ständig Bissap (Hibiskusblüten-Getränk) trinken muss. 🙂

St. Louis – Dakar, 22.7.15 – 9.8.15

9. August 2015

Wir bleiben noch einige Tage in der Zebrabar bevor wir uns wieder auf die Räder schwingen und Richtung Dakar aufbrechen. Wir merken, dass wir langsam in tropisches Gebiet kommen: die Landschaft wird grüner (es wächst sogar Gras! :)) und die Luftfeuchtigkeit steigt. Wir schwitzen ständig, auch wenn wir nicht Velofahren. Wir werden von den „Toubab, Toubab“-Rufen („Weisser/Weisse“ auf Wolof) der Kinder begleitet wenn wir durch die Dörfer fahren.

Das Strassenbild Dakars ist laut, bunt, nach Abgas stinkend, chaotisch, vollgestopft, musikerfüllt. Pferdekarren, Busse (wunderschön bunt bemalt), Fussgänger, Mopedfahrende und Autos in allen Grössen, Preisklassen und „Verfallsstadien“ drängen sich aneinander vorbei. Mitten drin zwei Velofahrende 🙂 30 km Stadtverkehr müssen wir hinter uns bringen, bis wir in zentrumsnähe sind – Horror und Faszination zugleich.

Wir entscheiden uns spontan ein Auto zu mieten und damit den südlicheren Teil Senegals und Gambia zu erkunden. Am Flughafen finden wir nebst alle gängigen Autovermietern auch eine kleine lokale Firma. Nach etwas handeln bekommen wir von ihr das beste Angebot. Es folgt das Üblichen hin und her und etwas Warterei bis der Chef eintrifft um mit uns das Schriftliche zu regeln (die anderen drei Herren im winzigen Büro sind dazu wohl nicht bemächtigt…). Ordnungsgemäss will man auch einen Führerschein sehen, den Meio blöderweise im Hotel gelassen hat. Nun gut, improvisieren ist angesagt. Ein Blick ins Portemonnaie zeigt, dass da ja diverse andere Kärtchen vorhanden sind… so geben wir kurzerhand den Blutspender-Ausweis als Führerschein aus – und es klappt wunderbar 🙂 Bald darauf können wir mit unserem Ford Figo losdüsen. (Die Velos sind sicher im Hotel Sunungal untergestellt, bis wir sie in zwei Wochen wieder abholen)

Wir fahren los Richtung Sine-Saloum-Delta und Gambia. Pünktlich mit unserem (kurzzeitigen) Wechsel zum Auto als Fortbewegungsmittel setzt auch der Regen ein – heftig, langanhaltend und in regelmässigen Abständen. Oft haben wir an heissen Velofahrtagen von einem erfrischenden Regenguss geträumt. Angesichts diesen Regenmengen sind wir aber nicht traurig jetzt im Auto zu sitzen.

Die Strassen sind in sehr schlechtem Zustand und werden je länger je schlechter je weiter in den Süden wir kommen. Selbst Nationalstrassen sind oft nicht geteert und falls doch, mit riesigen Schlaglöchern übersäht. Der Regen tut sein Übriges dazu. Wir wussten zwar, dass die Strassen nicht gut sein werden, aber mit so etwas haben wir nicht gerechnet. Wir müssen einsehen, dass wir es nicht bis Gambia schaffen werden mit diesem Auto. Wir wollen nicht gebrochener Achse am Strassenrand stehen, wie so viele andere, an denen wir vorbeifahren…

Wir kehren also um. Auf dem Rückweg nach Dakar verbringen wir einige Tage in Kaolak, Zentrum der senegalesichen Erdnussindustrie. Danach quartieren wir uns für einige Tag in Popenguine ein. Ein netter kleiner Ort am Meer. Wir kommen im Maison d´Hotes Ebéne unter. Eine schöne, kleine, liebevoll gestaltete Bungalow-Anlage. Zum Frühstück werden wir jeweils mit warmem Brot und frischen Mangos verwöhnt.

Von hier aus machen wir auch eine Ausflug ins Reserve de Bandia, ein Tier- und Naturschutz Reservat.

Die letzten Tage bevor wir das Land der Mangos und Baobabs verlassen verbringen wir in Dakar. Im Wohnviertel Yoff am Strand zeigt uns Dakar seine ruhigere Seite. Wir nächtigen hier bei Ruth aus Bern im Hotel Keur Diame.

Diama – St. Louis, 18.7.-22.7.15

22. Juli 2015

Die Grenze zum Senegal ist schnell und problemlos überquert. Es ist ein kleiner und sehr ruhiger Grenzübergang. Als wir schon fast losfahren wollen, fällt uns ein, dass wir ja noch unsere Ouguyas (Mauretanische Währung) loswerden müssen. Die sonst so zahlreichen Geldwechsler an den Grenzen fehlen hier völlig – jetzt, da man sie mal brauchen würde. Wir finden aber einen Grenzbeamten der uns wechseln kann. Hmm, hat den Senegal bereits den CFA (Westafrikanischer France)? Und zu welchem Wechselkurs können wir tauschen? Wir haben keine Ahnung und müssen uns einfach darauf verlassen nicht allzusehr übers Ohr gehauen zu werden 🙂 Als wir gerade wieder losfahren wollen, kommt uns eine Herde Kamele entgegen und wir müssen schauen, dass wir nicht unter die Hufe kommen. Die Tiere sind riesig! Wir kommen uns richtig klein vor mit unseren Rädern, wie wir da so zwischen den Kamelen stehen.
Die Strecke nach St. Louis ist schnell zurückgelegt. Die Strasse ist neu geteert und wir flitzen nur so über den Asphalt. Senegal ist im Vergleich zu Mauretanien schon fast sauber. Die Läden und Tankstellen sind schön und klar beschriftet, die Kühlschränke in den Shops sind nicht mehr nur Stauraum sondern kühlen auch tatsächlich, es gibt Treppen und die Häuser sind gepflegt und bunt gestrichen. Toll, wir fühlen uns gleich wohl! 🙂
Wir fahren durch St. Louis zum Campingplatz „Zebrabar“, der von Martin und Ursula aus der Schweiz geführt wird. Am Eingangstor steht ein gelber Toyota: Mareike und Andreas sind auch da! 🙂 Es ist ein wunderschöner Ort hier, direkt am Senegalfluss gelegen – eine richtige Oase. Der Campingplatz liegt im Parc National de la Langue de Barbarie. Vom hauseigenen Aussichtsturm hat man einen herrlichen Blichk über die Gegend bis zum Atlantik. Es hat viele bunte Vögel und hie und da kommen Affen und Leguane zu Besuch. Am Flussufer wimmelt es von kleinen Krebsen. Am Abend kommen auch Krebse an Land, diese sind dann allerdings ziemlich gross und krabbeln überall rum – auch im Zelt! Wir bleiben einige Tage hier, lassen Livias Eiterblasen an den Knöcheln ausheilen und planen unser weiteres Vorgehen. Wie solls nach Senegal und Gambia weitergehen?

Wir haben uns nun entschieden nicht nach Mali zu reisen. Die Sicherheitslage ist uns zu heikel um mit dem Velo durchzufahren. Der Küste entlang weiter runter kommt für uns auch nicht in Frage, da wir dann durch Ebolagebiet (Guinea, Sierra Leona, Liberia) müssten. Dies nicht vorrangig wegen der Ansteckungsgefahr – die Lage scheint sich ja Grösstenteils entspannt zu haben –  sondern weil es wohl nicht einfach werden würde mit Stempeln aus diesen Ländern im Pass weiter zu reisen. So kommen wir also über Land nicht mehr weiter, wir müssen fliegen. Mit  den Fahrrädern wollen wir nicht zu oft fliegen und vorallem nicht umsteigen müssen. Laut unseren Recherchen kann so eine Flugreise für Velos recht belastend sein und es kommt nicht selten vor, dass auch mal was (kleines) kaputt geht. Nachdem wir diverse Flugverbindungen ab Dakar abgeklärt haben, bleibt zu unserer Enttäuschung als einzige vernünftige Verbindung nur Johannesburg übrig. Das ist uns eigentlich schon viel zu weit südlich. Wir freunden uns dann aber doch mit dem Gedanken an. Irgendwo zu sein, wo wir uns schon ein wenig auskennen, erscheint uns plötzlich verlockend. Wir merken, dass wir eine kleine Pause brauchen und beschliessen in Südafrika gleich etwas „Veloferien“ zu machen. Mit einem kleine Mietauto werden wir ein paar Tage etwas rumfahren – viellecht nach St. Lucia ans Meer, wo es uns letztes Mal sehr gut gefallen hat. Danach solls dann mit frischer Energie mit den Velos durch Mozambique Richtung Malawi und Sambia gehen.

Es ist toll, täglich so viel Neues zu sehen, Menschen zu begegnen und mit dem Velo unterwegs zu sein, aber auch wahnsinnig anstrengend. Wo schlafen wir heute? Haben wir genügend Wasser? Wo können wir Essen einkaufen? Sind die Strassenverhältnisse velotauglich? Fragen, die täglich beanwortet werden wollen. So oft angebettelt zu werden setzt uns auch etwas zu, es ist schwierig, da den richtigen Umgang zu finden. Wir sind Wind, Wetter und Menschen dirket ausgesetzt – ein eigentlicher Rückzugsort fehlt. Aber das wollten wir ja 🙂

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